Traumatherapie
Traumatische Erlebnisse führen zu einer empfindlichen Verunsicherung in vielen Bereichen des Lebens.
Konzentrationsschwierigkeiten, Lernprobleme, Misstrauen in Beziehungen und Reizbarkeit und Rückzug können zu den Symptomen gehören.
Jugendliche, die vor Krieg aus ihren Heimatländern nach Deutschland fliehen und über eine lange Zeit ungeschützt Missbrauch, Misshandlung und Todesnähe ausgesetzt waren, leiden zu bis zu 50% unter einer so genannten posttraumatischen Belastungsstörung.
Auch Kinder und Jugendliche, die in Hamburg aufwachsen, können eine Traumafolgestörung entwickeln, wenn sie psychischer, physischer, sexueller oder struktureller Gewalt ausgesetzt sind oder in einem hohen Maß vernachlässigt wurden.
Zunächst muss die Sicherheit, die Fürsorge und der Schutz vor Gewalt hergestellt werden. Folgende wissenschaftlich belegte Psychotherapieverfahren stehen zur Behandlung zur Verfügung:
Stabilisierung – Die Gefühlsregulation und Möglichkeiten zur Selbstberuhigung stehen im Vordergrund. Dazu werden sogenannte „Skills“ eingeübt, auch Imaginationsverfahren kommen zur Anwendung.
Ressourcenorientierte Anamnese – mit der Lebenslinie werden stärkende und belastende Momente erarbeitet, wobei ein wesentliches Augenmerk darauf gelegt wird, die Eigenschaften und Kompetenzen des Kindes bzw des Jugendlichen in den Vordergrund treten zu lassen und zu bestärken (wir sagen: zu verankern), die bei dem Durchleben der Belastungsphasen am hilfreichsten waren.
Traumaexpositionsverfahren – Am wirkungsvollsten kann das zentrale Nervensystem als Zentrum unserer Gefühle und unseres Bewusstseins traumatische Belastungen dann verarbeiten, wenn es die Situationen aus der sicheren Situation im Hier und Jetzt noch einmal durchlebt und dabei mithilfe therapeutischer Verfahren als ungefährliche(re), versachlichte Erinnerung abspeichert. Das kann in unserem Zentrum über die Methode der traumafokussierten kognitiv behavioralen Psychotherapie, dem EMDR (eye movement desensitisation and reprocessing) oder dem KID NET (narrative Expositionstherapie für Kinder und Jugendliche) erfolgen. Eine besondere Behandlungsform liegt in der integrativen bindungsorientierten Traumatherapie (IBT), die speziell für Säuglinge und Kleinstkinder und ihre Bezugspersonen entwickelt wurde und traumatische Erlebnisse vor, während und nach der Geburt in den Blick nimmt. Selbstverständlich arbeiten wir hier auch mit erfahrenen SprachmittlerInnen zusammen.
Kann man eine Traumaexpositionstherapie mit geflüchteten Kindern oder Jugendlichen nur machen, wenn es eine Aufenthaltserlaubnis gibt?
Die beste Gelingensbedingung für Traumatherapie ist, eine relative äussere Sicherheit zu haben, d.h. also einen festen Wohnsitz, eine Aufenthaltserlaubnis, eine Tagesstruktur mit Schule oder Ausbildung und Freizeitaktivitäten sowie stabile Beziehungen zu anderen Menschen.
Schwere oder gar kumulative, d.h. hintereinander folgende traumatische Ereignisse können dazu führen, dass sämtliche Gelingensbedingungen nicht gegeben sind.
Trotzdem kann der Druck der inneren Bilder, der s.g. Intrusionen, so intensiv sein, dass wir traumatherapeutisch arbeiten, um das Kind oder den Jugendlichen zu entlasten. Hierbei legen wir dann die „innere“ Sicherheit der Traumaexpositionsarbeit zugrunde.
Das heisst, dass wir durch Synchronisierung und affektives Feintuning das Höchstmaß an möglicher Bindungssicherheit im Hier und Jetzt herstellen, um mit der Arbeit an den traumatischen Erlebnissen zu beginnen.
Traumatische Erlebnisse können bei Kindern und Jugendlichen zu ernsthaften psychischen und Verhaltensproblemen führen, wie Konzentrationsschwierigkeiten, Misstrauen und Rückzug.
Um diese Traumata zu behandeln, werden verschiedene wissenschaftlich belegte Psychotherapieverfahren eingesetzt, darunter Stabilisierung, ressourcenorientierte Anamnese und Traumaexpositionsverfahren, die helfen, belastende Erfahrungen sicher zu verarbeiten und die Resilienz zu stärken.
iccura · center for intercultural child and adolescent mental health